RAMPIG
Theater Performance Kunst

Hamlet

Juli 2012 Haus der Jugend Heidelberg
Mai 2013 34. Theatertreffen der Jugend, Haus der Berliner Festspiele

Und wenn dann die rasenden rollenden regen
hinter den meeresspiegel fallen
und ich über die kante des wahnsinns kippe
frage ich mich
ob es nicht dunkle milch der erlösung ist
die tropft aus den enttäuschungen

RAMPIG untersucht „Die Tragödie von Hamlet, Prinz von Dänemark“ von William Shakespeare. Den Grundstock bildet dabei das zeitgenössische Textmaterial von Christopher Kriese „ich bin nicht hamlet“, „ich bin hamlet“ und „bin ich hamlet oder bin ich’s nicht ist das ein titel oder ein gedicht“, das in dieser Inszenierung uraufgeführt wird und mit der das Kollektiv zum 34. Theatertreffen der Jugend der Bundeswettbewerbe Berliner Festspiele eingeladen wurde.

„Die Gruppe hat aus ihrem virtuosen Tanz durch die schöngeistigen Disziplinen eine Form- und Zeichensprache entwickelt, die mehr als sitzt. (…) Ihre zitierende Arbeitsweise ist mit der Gruppe gewachsen und entwickelt nun eine Schlagkraft, sie wird zur Marke. (…) Es scheint, RAMPIG hätte für das, was sie von Hamlet zu erzählen haben, ihre Theatersprache perfektioniert. Und wenn der Rausch dann vorbei ist, und wir vergeblich auf den roten Vorhang warten und statt dessen in einer Ausstellung sitzen, dann fragen wir uns, ist das ein neues Kuratieren? Kuratiert RAMPIG im Spiel?“ (Die Jury zur Auswahl)

„Vorne tobt Hamlets multipel besetzter Wahnsinn, daneben wird getanzt, in der Ecke performt, während an der Bühnenwand live ein Gemälde entsteht. Hier spielt die Musik; und Videos flimmern, die Angst und Unsicherheit assoziieren und damit psychologisch gleichwohl die Lebenssituation der Hauptfigur wie auch der rund 25 Darsteller spiegeln. Dass Rampig mit diesem bemerkenswerten „Hamlet“ im vergangenen Jahr zum Theatertreffen der Jugend ins Haus der Berliner Festspiele eingeladen wurden, ist somit kein Wunder.“ (Theater der Zeit)

„Theatrale und performative Elemente vermischen sich mit Zitaten aus Malerei und Musik (…) zu einem kleinteiligen Gesamtkunstwerk, das an seiner eigenen Ambivalenz zwischen unbändiger Stärke und sensibler Feinsinnigkeit permanent zu zerreißen droht. Diesem Spannungsverhältnis begegnet die Regisseurin mit überwältigenden, bisweilen provokativen und gar anfeindenden Bildern, die sich, nicht zuletzt dank des leidenschaftlich im Spiel aufgehenden Ensembles, zu einem grandiosen Theaterabend fügen.“ (Mannheimer Morgen)

Die Titelfigur verkörpert die ganze Generation Hamlet, die Generation der zwanzig- und dreißigjährigen gut ausgebildeten, weit reisenden, Kultur, Medien und Fremdsprachen beherrschenden, hedonistischen jungen Menschen. Wie den Schauspielerinnen und Schauspielern stehen ihm scheinbar viele Möglichkeiten für die Gestaltung seines Lebens offen. Diese Vielfalt und Freiheit überfordert ihn jedoch, schwächt seine Entscheidungskraft. Auf der Suche nach einem Lebensziel gerät er in einen Fleischwolf der Gefühle, berauscht sich exzessiv an der eigenen Selbstfindung und verliert sich dabei. Getrieben von einem inneren Auftrag die Welt wieder in Ordnung zu bringen, wütet er in einem Blutrausch und vernichtet das, wofür er gekämpft hat- seine Familie und am Ende auch sich selbst. Das gesuchte Paradies gleicht bald einem Schlachthof, einem Ort der puren Fleischverwertung.

Die bereits etablierte Arbeitsweise des Ensembles, die Schauspiel mit interaktiver Performance und Bildender Kunst verbindet, findet in dieser Inszenierung neue Ausdrucksformen. Fleischig sinnliche Bilder können von den Zuschauern aus verschiedenen Perspektiven betrachtet werden. So korrespondieren diese performativen Elemente mit dem komplexen Raumkonzept von Nicolas Rauch und Sophie Lichtenberg.

Verstärkt wurde die Verbindung zur Malerei: Während der Aufführungen entsteht ein raumgroßes Ölgemälde, das sowohl eigenständiges Kunstwerk ist, als auch Teil der Rauminstallation. Die Beteiligung des Künstlers Christian Patruno erweitert in diesem Sinne konsequent die theatralischen Grenzen des Projektes.

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